[Test] Wasserwerk Wilhelmsburg – Hamburg

Eine interessante und hübsche Location, ein paar kulinarische Highlights und noch ordentlich Potenzial, u.a. in der Organisation/dem Service.
Es ist Vorweihnachtszeit. Zeit der Weihnachtsmärkte und des Glühweins. Für unsere Weihnachtsfeier bei Unruly hatte es uns ins Wasserwerk Wilhelmsburg etwas außerhalb Hamburgs verschlagen. Knapp 20 Unrulies wollten also erstmal verschifft werden.
Soweit ich es richtig sehe, könnte man von der S-Bahn-Haltestelle Wilhelmsburg laufen. Ansonsten nimmt man ab besten ein Taxi oder fährt selbst.
Das Ambiente des Wasserwerk Wilhelmsburg
Das Wasserwerk hat eine Geschichte. Diese kenne ich leider nicht und habe ich bei unserem Besuch auch nicht mitbekommen. Zumal es ja auch schon dunkel war als wir angekommen sind. Dafür fiel mir die offene/weiträumige Inneneinrichtung direkt ins Auge.
Vom Stil her gefiel es mir ganz gut. Schön auch, dass man in die Küche äugeln konnte. Es wirkte ein wenig leer an dem Abend -wobei uns das nicht gestört hat. Was uns hingegen etwas irritiert hat, ist, dass bei einer solchen Aufmachung keine Stoff- sondern nur Papierservietten gedeckt wurden. Das passte irgendwie nicht ins Gesamtkonzept.
Der Service im Wasserwerk Wilhelmsburg
Mit dem Service verhielt es sich ähnlich wie mit dem Ambiente: solide, stilvoll und mit Luft nach oben. Zunächst waren die Servicekräfte sehr schnell was die Getränke anging. Während des Hauptgangs wurden wir jedoch nicht nach Getränken gefragt. Bei dem „hausgemachten weißen Glühwein“ konnte man mir nicht erklären, was genau drin ist.
Zudem waren Nachfragen auch nicht immer zu leicht beantworten. Löblich fand ich, dass das Menü im Vorhinein abgestimmt werden konnte und dass Rücksicht auf meine Fructoseintoleranz genommen werden konnte. Leider hatten alle geplanten Gänge eine Obstart mit dabei.
Bei der vegetarischen Hauptspeise gab es eine rötliche (Bordeaux) Soße (vermutlich Rotkohl), bei der man mir ebenfalls nicht sagen konnte, worum es sich handelte. Ich erwähnte erneut meine Fructoseintoleranz und ergänzte, dass ich ein wenig probieren würde. Es irritierte mich dann jedoch sehr, dass der junge Mann offenbar besser wusste, wie viel ausreichend sei.
Löblich erwähnen möchte ich den Geschäftsführer Simon Marf, der sich kurz zu uns gesellte. Ein charmanter Typ. Er schien von einem Charity-Event zu kommen und trug noch das Shirt der Hilfsorganisation. Er präsentierte das Wasserwerk Wilhelmsburg bei Kabel Eins. In dem Format „Mein Lokal Dein Lokal“ zeigte er sich als scharfer Kritiker. Doch auch seine Konkurrenten fanden einige „No-Go“s wie Spritzer auf der Tischdecke, Rechtschreibfehler auf der Speisekarte und nicht entdarmte Garnelen. Ich bin gespannt, was wir so finden…
Das Essen im Wasserwerk Wilhelmsburg
Vorweg möchte ich betonen, dass wir vorab ein Menü bestellt hatten, bei dem es neben zwei fleischhaltigen Hauptspeisen auch eine vegetarische Menüvariante gab. Zusätzlich wurde ebenfalls meine Fructoseintoleranz berücksichtigt.
Hier die Menüs im Überblick
Anders gesagt: so wurde es uns vorab angekündigt…
Fleischvarianten:
- Gebeizter Zander mit Selleriesalat und Haselnussvinaigrette
- Consommé von der Gans mit Apfelnocken
- Reh- oder Gänsekeule unter der Pilzkruste mit gerösteter Birne, Sauerkrautpüree und Kartoffelkrapfen
- Lübecker Marzipanparfait mit gratinierten Pflaumen
Vegetarisch:
- Tatar von der Moormöhre mit Petersilie und Pinienkernen
- Lauwarme Bete mit Ziegenfrischkäse und Walnuss
- Muskatkürbis im Strudelblatt mit Kardamom – Ingwerschaum und Birnenchutney
- Rund um Quitte und Joghurt
Hunger? Hatten wir auch. Darum freuten wir uns sehr über Brot, Kräuterbutter und Dip als Appetitanreger:
Erste Vorspeise
Den gebeizten Zander habe ich leider nicht probiert. Meine Kollegen fanden ihn ganz ok. Roher Fisch, und vor allem Zander, ist ja auch eine Frage des Geschmacks. Die vegetarische Vorspeise war sehr spannend. Schon die Anrichte war sehr spannend:
Mein vegetarisches „Schiffchen“ war auf jeden Fall sehr lecker! Aber was war es nur? Laut Menü: Tatar von der Moormöhre mit Petersilie und Pinienkernen. Konnte schon sein, vor allem wegen der Petersilienblätter. Der Schaum war fluffig, hielt sich erstaunlich gut und die „Brotchips“-Segel schön schnurpsig -mochte ich sehr.
Zweite Vorspeise
Weiter ging es mit einer klaren Suppe und etwas roter Bete, schöner gesagt: Consommé von der Gans mit Apfelnocken und lauwarmer Bete mit Ziegenfrischkäse und Walnuss.
Eine solche klare Suppe hatte ich bis dato eher nur beim Leichenschmaus und darum hatte ich eh schon eine Abneigung. Doch auch meine Kollegen waren nicht sonderlich begeistert: „Sehr salzig und die Apfelnocken langweilig“ hieß es.
Ganz anders verhielt es sich mit der lauwarmen Bete. Diese war für mich geschmacklich abgerundet durch den Ziegenkäse und die Walnussraspeln und besonders beeindruckt war ich von den hauchdünnen (Bete?) Chips.
Hauptspeise
Typisch weihnachtlich: Reh mit Apfelrotkohl oder Gänsekeule unter der Pilzkruste mit gerösteter Birne, Sauerkrautpüree und Kartoffelkrapfen. Vegetarisch war Muskatkürbis im Strudelblatt mit Kardamom – Ingwerschaum und Birnenchutney angekündigt, aber ob das wirklich auf dem Teller war?
Das Reh hatte ich leider verpasst. Es hatten nur zwei meiner Kollegen und die aßen schneller als meine Kamera knipsen konnte. Ihnen hat das Fleisch allerdings auch sehr lecker geschmeckt.
Bei der Gans fielen die Bewertungen leider nicht so positiv aus. Die meisten von uns hatten z.B. eine krosse Kruste erwartet. Zudem fehlte eine Bratensoße.
Auch mit dem vegetarischen Gericht war ich nicht wirklich zufrieden. Erstmal bin ich nicht sicher, ob es das angekündigte Gericht war, immerhin waren Kräuterseitlinge (wenn ich das richtig gesehen und geschmeckt habe) Hauptbestandteil. Das Fleisch durch einen weiteren Kartoffelkrapfen zu ersetzen war nun auch kein Meisterwerk. Insgesamt schmeckte es eher nach Beilagen. Zudem, wie weiter oben erwähnt, fand ich es vom Service daneben, dass trotz meines „Stopp, danke“ fleissig weiter Soße zugegossen wurde. Davon blieb dann auch die Hälfte auf dem Teller zurück.
Nachspeise
Ich vermute, dass aufgrund meiner Fructoseintoleranz „Rund um Quitte und Joghurt“ ganz (also auch für den Vegetarier) ausfiel. Zumal das „Lübecker Marzipanparfait mit gratinierten Pflaumen“ ja auch vegetarisch war.
Ich liebe Marzipan. Diese Marzipanplatte war sehr lecker, da stimmte auch ein Kollege zu. Das Parfait darunter hatte etwas wenig Geschmack und Baiser-Fan war leider niemand unter uns so richtig. Die Ergänzung von Schokoeis und Marzipanparfait war klasse. Die gratinierten Pflaumen hingegen haben den Kollegen nicht so richtig geschmeckt. Da der ein oder andere keinen süßen Zahn hatte, habe ich einen zweiten Nachtisch gegessen. Die Pflaumen habe ich selbstverständlich drauf gelassen. Dabei fiel mir auf, dass das Parfait für sich allein längst nicht so lecker war wie in Kombination mit dem Eis. Für sich genommen schmeckte es sogar etwas neutral.
Fazit/Bewertung des Wasserwerk Wilhelmsburg
Das Wasserwerk Wilhelmsburg hat was… aber es findet sich auch noch. Die ‚Schaum und Schiff‘ Vorspeise (bzw. Tatar von der Moormöhre mit Petersilie und Pinienkernen) und die Rote Bete mit Ziegenkäse und Walnussraspeln waren wirklich sehr lecker und klasse angerichtet. Auch das Rehfleisch und das Marzipanparfait (v.a. in der Schokoeisvariante) waren lecker. Die Suppe und die vegetarische Hauptspeise waren eher etwas langweilig. Vom Personal hätte ich mir mehr Professionalität gewünscht. Einer der beiden Männer war bemüht und freundlich (auch wenn er nicht alles wusste) während der andere etwas unsicher, überfordert und genervt schien. Bei Nachfragen zum Essen wusste er leider oft nicht bescheid und machte aus der Gans zunächst eine Ente.
Nachdem ich das Wasserwerk auf Kabel Eins gesehen hatte, bekam ich zudem das Gefühl, dass Geschäftsführer Simon Marf etwas stärker in der Welt der Getränke(kreationen) zuhause ist. Da die meisten seiner Spezialitäten (Cocktails und Weine) viel Fructose enthielten, musste ich darauf leider verzichten und konnte mir kein Urteil bilden. Der Wein kam bei meinen Kollegen sehr gut an. Gegen Ende begannen wir noch ein paar Gin Tonic zu trinken und waren erfreut darüber, Monkey 47 auf der Karte zu entdecken…
Aus Sicht meiner Fructoseintoleranz kann ich das Wasserwerk leider nur bedingt empfehlen. Zwar hieß es, dass meine Unverträglichkeit berücksichtig würde -was bei Weitem keine Selbstverständlichkeit ist- jedoch hätte ich mir dann entsprechende Getränke und mehr Rücksicht bei der Durchführung gewünscht. Da im Wasserwerk frisch gekocht wurde, hätte ich durchaus noch direkt gefragt werden können. Vor allem aber war die Interaktion und das Verständnis des Service -vor allem in Anbetracht des sonst leeren Restaurants- leider dürftig. Etwas irritierend find ich auch, dass wir auch heute nicht sicher sind, ob wir genau das Menü bekommen haben, das wir bestellt hatten. Kleine Menükarten auf dem Tisch wären auch nett gewesen.
Wir hatten natürlich einen festen Menüpreis nach Angebot. Einen Überblick der aktuellen Speisen und Getränke gibt es online unter „Wasserversorgung“. Tendenziell sollte man bei einem Besuch schon mit einem Minimum von 20 Euro p.P. rechnen, für Menüs entsprechend mehr. Preis-Leistung finde ich ok.
Allgemeiner Hinweis
Dieser Artikel spiegelt eine persönliche Meinung wieder. Die Bewertung hat somit keinerlei wissenschaftliche Grundlage (es sei denn diese ist angegeben).
Daher übernehme keine Verantwortung für abweichende Reaktionen/Empfindungen.
Speziell die Reaktionen auf Fructose können tages- und personenanhängig variieren.
Es handelt sich bei diesem Artikel NICHT um einen gesponserten Post.